Der Urpotsdamer und Ehrenmitglied der Potsdamer Ruder-Gesellschaft, Kurt Senger, 14.03.1929 hier geboren, hat mit knapp 89 Jahren, am 31. Januar 2018, Skull und Riemen für immer aus der Hand gelegt. Ein Leben für den Rudersport, über 75 Jahre hinweg, hat sich erfüllt.
Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass Rudern und der Seekrug einen überaus entscheidenden Raum in seinem Leben einnahmen. Nur hat ihm das Quäntchen Glück gefehlt und die Würdigung seines Wissens, um sein Können auszuschöpfen. Er war ein Mann der Tat und nicht der Worte. Immer wusste er Rat, wenn Not am Mann war. Durch seinen Beruf hatte er das notwendige Gespür, für alles, was er machte, bis hin zu seinen Trainertätigkeiten, auch da entging ihm nichts. Es gab in der Tat auch kein Zipfelchen im Seekrug und Umfeld, das er nicht kannte.
Der gelernte Bau- und Möbeltischler arbeitete 1956 – 90 und einige Jahre über seinen offiziellen Ruhestand hinaus, im Seekrug als Hausmeister, Bootsbauer und Trainer. Nach seiner aktiven Laufbahn war er 1956 in den Seekrug gezogen, wo er 29 Jahre wohnte, bis er, wegen Eigenbedarf der Sportgemeinschaft Dynamo, in eine Stadtwohnung umziehen musste. Er hat diesen Auszug nie verkraftet. Es war wie eine gekappte Lebensader, eine Vertreibung aus dem Paradies. Dazu kam noch die schwere Krankheit seiner Frau Erika, sie starb im Dezember 2005, die ihn zweifellos aus der Balance brachte. Das Paar hat 5 Söhne, Helmut (1951); Bernd (1953); Ralf 1955); Frank (1959); und Jörg (1966). Auf der Mutter, die Chefsekretärin in der Universität Potsdam war, lag die Hauptlast der Erziehung. Dazu hielt sie ihrem Mann noch den Rücken frei für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten als Trainer und den übrigen zum Ruderbetrieb gehörenden Angelegenheiten. Sie sorgte dafür, dass die fünf Jungs (alle mit Hochschul- oder Fachschulabschluss), sich so ausbilden konnten, wie es ihren Vorstellungen entsprach und schließlich zu attraktiven Berufen befähigte. Die drei Ältesten teilten sich später die Fürsorge um die Mutter. Alle Jungen sind im Seekrug aufgewachsen.
Kurt hinterlässt eine große Familie. Neben den Söhnen sind es 10 Enkel und 10 Urenkel, der 11. wird im März erwartet. Bis auf Jörg, den Jüngsten, in Königs Wusterhausen, haben alle ihr Domizil in Potsdam.
Kurts eigene sportliche Entwicklung begann 1943, mit 14 Jahren. Sein Bruder Gerhard saß bereits zwei Jahre im Boot. Dank seines Rudertalentes fuhr Kurt schon im Folgejahr einen Sieg ein und wurde 1944, mit Hans-Jürgen Dreßler (Hansi), der im vergangenen Jahr seinen 90. Geburtstag feierte, im Zweier für die Deutschen Meisterschaften in Deutschkron (Ostpreußen) nominiert. Der nahenden Front wegen fielen die Wettkämpfe aus.
1946 aus Krieg und Gefangenschaft zurück, gehörte er dann zu einer Handvoll Unermüdlicher, die in der Stunde 0, in der Berliner Straße 46, im ehemaligen Bootsschuppen der Handelsschule, den Potsdamer Rudersport wieder belebte. Aus Trümmern machte er einen Vierer wieder fahrtüchtig, mit dem 1947 die ersten Regatten besucht wurden und die Mannschaft Senger, Ludwig, Raddatz, Müller, Stm. Moßner zweimal siegreich war. Eine Sternstunde für die Ruderer kam 1950 mit der Nutzungsübergabe des Seekruges an die Ruderer durch die Stadt. Mit viel Enthusiasmus wurden Ruder-und Aufbauarbeit verbunden und 1951 die erste Bootshalle errichtet, 1953 die zweite. An den 2000 freiwilligen Arbeitsstunden war Kurt maßgeblich beteiligt. Auch nach dem Dachstuhlbrand 1951 war seine Fachkenntnis gefragt, die allen Beteiligten zusätzliche Anstrengungen abforderte. Kurts Zeit als erfolgreicher Rennruderer endete 1956 mit Meistertitel, Vizemeistern und zahlreichen sonstigen Siegen. 1955 saß er noch im Achter der letzten gemeinsamen Deutschen Meisterschaften in Grünau.
Im Seekrug übernahm er dann, neben seiner Haupttätigkeit als Hausmeister, verstärkt die Arbeit als Bootsbauer und spezialisierte sich für den Streckenaufbau in Potsdam und Werder. 1969 – 80 fungierte er außerordentlich erfolgreich als Trainer im weiblichen Schülerbereich.
Nun hat sich sein Lebenskreis geschlossen und er wird, wie Erika, seinem Wunsche entsprechend, auf der Grünen Wiese seine letzte Ruhe finden.
Bärbel Wendt
Die Trauerfeier mit Beisetzung findet am 2. März 2018 um 09.00 Uhr auf dem Alten Friedhof statt.